Design Thinking Prozess in 6 Phasen - Veraenderungskraft (2024)

Der Design Thinking Prozess in 6 Phasen: Verstehen, Empathie, Synthese, Ideenfindung, Prototyping und Testen

Der Design Thinking Prozess ist ein Ansatz zur Entwicklung neuer Ideen und Problemlösung aus Sicht der Kundinnen oder Nutzerinnen. Er besteht aus sechs Phasen, nämlich Verstehen, Empathie, Synthese, Ideenfindung, Prototyping und Testen. Diese Phasen sind essentiell für einen erfolgreichen Design Thinking Prozess, wie auch schon in Design Thinking Definition beschrieben.

Im Problemraum liegt der Schwerpunkt auf dem umfassenden Verständnis der Ausgangsfrage und der Nutzerinnenbedürfnisse. In den Phasen Verstehen, Empathie und Synthese taucht das Team tief in die Problematik ein und erlangt ein klares Verständnis.

Sobald der Lösungsraum erreicht ist, beginnt die Ideenfindung in Phase 4. Das Team erstellt, verifiziert und testet Lösungsvorschläge, um das Problem zu lösen. Dabei sind Prototyping und Testen wichtige Schritte im Design Thinking Prozess.

Durch die Anwendung der Design Thinking Prinzipien (Mensch im Zentrum, Ambiguität, Iteration, Show don’t tell) und die Berücksichtigung der drei Ebenen (Mindset, Skillset, Toolset) wird der Design Thinking Prozess unterstützt und gefördert.

Der Design Thinking Prozess bietet eine strukturierte Vorgehensweise, um komplexe Probleme anzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln. Durch die klare Aufteilung in Phasen und die Betonung der Nutzerorientierung ist er ein wertvolles Werkzeug für Organisationen und Teams, die kreative und nutzerzentrierte Lösungen suchen.

1. Phase: Verstehen

Der Design Thinking Prozess startet im Problemraum mit einer Ausgangsfrage, beziehungsweise einem Briefing. In der ersten Phase wird ein gemeinsames Verständnis im Team für das Problem und Thema der Herausforderung angestrebt. Das Problem wird genauer untersucht, Zusammenhänge und bereits existierendes Vorwissen, aber auch vorhandene Annahmen oder Vorurteile werden in einer Recherche aufgedeckt und abgeglichen. Statt direkt vom Problem zur Lösung zu springen, was oft der Fall im sonst “gängigen” Lösungsfindungsprozess ist, wird der Problemraum zunächst verstanden, bevor relevante Lösungen entwickelt werden. Das Team versucht die Ausgangsfrage von verschiedenen Seiten zu beleuchten, um Interessensfelder für eine weiterführende Recherche zu identifizieren.

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2. Phase: Empathie

In der zweiten Phase eines Design Thinking Projekts geht es darum, ein einfühlsames Verständnis für die beteiligten Menschen zu entwickeln. Diese sollte darauf abzielen, die Wünsche und Bedürfnisse der Endnutzer*innen in Bezug auf ein bestimmtes Problem zu ermitteln. Dazu können unterschiedliche Techniken eingesetzt werden:

  • Interviews,
  • ethnologische Beobachtungen oder
  • Immersion (bei der man z.B. die Perspektive einer beteiligten Nutzer*in einnimmt).

Teammitglieder lassen bestehende Annahmen aktiv beiseite, um eine frische Perspektive auf das Problem und die oft unausgesprochenen Bedürfnisse derjenigen zuzulassen, die das Problem tatsächlich erleben.

3. Phase: Synthese

In der Synthese werden die Daten und Beobachtungen aus der Empathie-Phase gesammelt, analysiert und interpretiert. Das Ziel ist es, Wissen und Erkenntnisse abzuleiten, um die Kernprobleme zu definieren. Es geht darum, eine Verbindung zwischen dem was gesagt und beobachtet wurde und dem, was es bedeuten könnte herzustellen. Das Problem wird in Form einer nutzer*innen-zentrierten Perspektive durch die Kombination der gewonnenen Informationen und Erkenntnisse zugespitzt. Ein anschauliches und geschärftes Bild des Problems wird herauskristallisiert, mit dem im Lösungsraum weitergearbeitet werden kann.

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4. Phase: Ideenfindung

Mit Abschluss der vorherigen Phase wird auch der Wechsel vom Problem- zum Lösungsraum vollzogen. In der nun folgenden Phase des Design Thinking-Prozesses geht es um die Ideenfindung. Hier verwenden die Teams die bisher gewonnenen Einsichten, um kreative Ideen für die vorherig definierte Problemstellung zu entwickeln.
Nachdem es in der Synthese darum gegangen war, konkret zu werden, öffnet sich das Team in diesem Abschnitt erneut, um möglichst viele und auch unkonventionelle Ideen zu sammeln und „über den Tellerrand“ hinauszuschauen. „Schlechte Ideen gibt es nicht!“ Diese Einstellung ermöglicht es den Teams, frei zu denken und den Lösungsraum zu erweitern. Am Ende des Ideenfindungsprozesses erstellen die Teams eine Auswahlliste der besten Ideen zur Lösung des Problems.

5. Phase: Prototyping

In dieser Phase liegt der Schwerpunkt auf Experimentieren. Durch das Bauen und Erstellen von Prototypen – zum Beispiel aus Lego, Pappe, oder anderen analogen und digitalen Materialien – entwickelt das Team aus Ideen Lösungen. Ziel ist ein begreif- bzw. erlebbares Artefakt zu schaffen, welches potenzielle Nutzer*innen testen können. Durch diesen Prozess produziert das Team vereinfachte Versionen der Idee. Wichtig ist, dass es in dieser Phase nicht darum geht, fertige Ideen zu validieren. Das Ergebnis sollte ein gemeinsames Verständnis über die Idee und der zugrundeliegenden Annahmen schaffen.

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6. Phase: Testen

In der sechsten und letzten Phase testet das Team die vorher erstellten Prototypen mit potenziellen Nutzer*innen. Ziel des Testens ist es, Emotionen, Gedanken und Reaktionen als Feedback von der Testenden zu erhalten. Die so erzielten Ergebnisse werden dafür verwendet, Änderungen und Verfeinerungen vorzunehmen und sogar die Probleme neu zu definieren oder das Verständnis der beteiligten Benutzer*innen zu vertiefen. Je nachdem, wo sich das Team befindet, kann es entweder in dieser Phase weiterarbeiten, bis es das gewünschte Ergebnis erzielt hat. Oder es springt iterativ in eine andere Phase, um zum Beispiel die Nutzer*innen-Gruppe zu schärfen, angepasste, relevantere Ideen zu kreieren oder einen anderen Prototypen zu erstellen.

Design Thinking Definition

ist demnach kein linearer Ansatz. Das Team hat wie beschrieben die Möglichkeit, in andere Phasen zurückzuspringen. Vor allem nach der Testphase ergibt ein Iterieren besonders Sinn. Iterieren kann nicht nur bedeuten etwas zu verbessern, sondern auch komplett neu anzusetzen. Allerdings kann man stets auf dem bereits Gelernten aufbauen und auf das gesammelte Wissen zurückgreifen. Somit ist das Erlebte nicht umsonst, selbst wenn die aktuell bestehende Idee komplett verworfen wird.

Der Design Thinking-Ansatz geht auf David Kelly, Larry Leifer und Terry Winograd von der Stanford University in den USA zurück. Sie hatten die Idee, die kreative Art und Weise, wie Designer*innen neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln als Innovationsmethode auch für andere Bereiche nutzbar zu machen.

Der Design Thinking Innovationsprozess durchläuft mehrere Schritte:

  • Verstehen: Verständnis über die Ausgangsfrage im Team erzeugen
  • Empathie: Bedürfnisse der NutzerInnen identifizieren
  • Synthese: Daten aus der Empathie-Phase auswerten und verdichten
  • Ideenfindung: Brainstorming vieler Ideen
  • Prototyping: erlebbar machen von ersten Lösungen
  • Testen: NutzerInnen geben Feedback auf Prototypen

Mithilfe von Tools wie Storytelling oder der Visualisierung mit Lego, Pappe oder anderen Materialien wird eine Idee in kurzer Zeit veranschaulicht, erlebbar und so auch greifbar. Das Team erhält so die Möglichkeit, das gemeinsame Verständnis zu festigen und herauszufinden, ob die zugrundeliegende Annahmen stimmen.

Es gibt viele unterschiedliche Arten den Design Thinking Prozess darzustellen. Manchmal hat er fünf Phasen, manchmal sechs. Wir bei Veraenderungskraft nutzen den Prozess des Hasso-Plattner-Instituts aus Potsdam mit sechs Phasen. Der Unterschied zu der 5-phasigen Darstellung der Stanford University ist der „Verstehen“ Schritt (Understand), zusammen mit der Empathiephase, der in anderen Darstellungen oft zusammengefasst wird. In dieser ersten Phase wird ein gemeinsames Verständnis der Ausgangsfrage im Team erzeugt. Erst anschließend beginnt die „Empathie“ Phase mit der Recherche.

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